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Prävention und sexualisierte Gewalt

Was ist sexuelle Prävention? Wie kann man sexualisierter Gewalt und sexuellen Übergriffen entgegenwirken?

Wissen schützt! Auf Seiten von Schülerinnen und Schülern hat eine ganzheitliche sexuelle Bildung eine starke präventive Wirkung. Effektiv ist zum Beispiel das Erlernen von korrekter Benennung von Körperteilen und der Einordnung in private “Zonen”. Aber auch die Kompetenz, “nein” sagen zu können, ist von Bedeutung. Darüber hinaus wirkt es präventiv, wenn Kinder lernen, dass auch Erwachsene Fehlverhalten zeigen und sie zum einen Vertrauenspersonen identifizieren können und institutionalisierte Anlaufstellen kennenlernen. (Link zu Schutzprogrammen: Kinderschutzbund, Aidshilfe).

Zur Prävention sexualisierter Gewalt gehört auch Körperwissen und Zugang zu Intuition und Lust. Also den eigenen Körper zu kennen und ihm zu vertrauen. Dazu ist kein gesonderter Bezug zu Sexualität notwendig. Zu thematisieren, was sich gut und was sich schlecht anfühlt, kann auch an beliebigen, sinnlichen, wie kognitiven Beispielen geübt und dann übertragen werden. Im Bereich des korporealen (körperliches Wissen, z.B. Intuition/ Bauchgefühl) Wissens und körperlicher Kompetenz zeigen sich präventive Effekte durch Selbstverteidigung und Sportarten, bei denen man sich als stark und verteidigungsfähig erleben kann.

Auf kognitiver Ebene ist es wichtig, zu empowern, indem Kinder und Jugendliche über Rechte und Wege informiert sind und sich grundständiges Wissen aneignen. Dazu zählt, Gefahren zu kennen und Strategien zu entwickeln. Dies gilt für face-to-face und online Settings. Im face-to-face Setting mag das Orte (z.B. bei jemanden in der Wohnung treffen/ alleine nachts im Park herumlaufen) oder auch eigenes Verhalten (z.B. Alkoholkonsum oder Kleidung im Blick haben und bewusst wählen) beinhalten. Im Online-Setting betrifft es Achtsamkeit und Wissen zu Betrug und digitalen Übergriffen (Grooming) oder auch den Schutz der eigenen Privatsphäre (Teilen von Adresse, Teilen von Bildmaterial). Dabei gilt es, den schmalen Grat zwischen Aufklärung und Opferbeschuldigung (Victim-Blaming), aber auch Schuldumkehr und Verantwortungsumkehr (Thema Kleidung) zu koordinieren und stark statt schwach zu machen. 

Soziale Fähigkeiten wie Trennungskompetenz, aber auch Beziehungsfähigkeit und soziale Aushandlungsprozesse zum Thema Konsens sind ebenfalls wirkungsvoll und ebnen einen bewussten Umgang mit den eigenen Grenzen und den Grenzen anderer. Dahingehend können reflexive Übungen hilfreich sein, die auch als Visionen und zur Aktivierung höherer Werte dienen können. “In welcher Welt möchte ich leben/ möchte ich, dass meine Schwester lebt? Wie kann ich dazu beitragen?

Wie kann ich als Lehrkraft sexueller Gewalt entgegenwirken? 

Ansprechbar und aufmerksam sein und Strategien sowie Netzwerke parat haben! Für Erwachsene gilt, dass es hilfreich ist, sich mit dem Thema tiefgehend auseinanderzusetzen und beispielsweise zu verstehen, dass sexuelle Gewalt unterschiedslos auftritt, also quer durch die Gesellschaft, Alter und Milieus. Die meisten Täter sind im Bekannten oder Familienkreis und auch die Prävalenz (also das zahlenmäßige Vorkommen) ganz generell ist wichtig. In jeder Klasse sind im Schnitt 1-2 Kinder von sexualisierter Gewalt betroffen. Sie kommen also damit in Kontakt, die Frage ist nur, sehen Sie hin?

Als erwachsene Person können Sie zudem als Vertrauensperson deutlich machen, dass Sie immer ansprechbar sind, diskret sein können und insgesamt eine vertrauensvolle Beziehung mit den Schülerinnen und Schülern etablieren. Hier gilt, dass es besonders effektiv ist, wenn auch das soziale Umfeld, also die Eltern und die Gemeinde einbezogen werden.

Neben expliziten Weiterbildungen können Sie sich auch persönlich zum Thema informieren (Link zu Missbrauchbeauftragten Podcast) und sich in Ihrer Institution und im Kollegium für das Thema einsetzen – raus aus der Tabuzone und rein in die Mitte von Organisation und Systemen!

Viele Lehrkräfte und Menschen in sozialen Berufen fürchten, falsch zu handeln und hysterisch zu wirken. Dahingehend gilt, zu üben, Zeichen zu lesen und ernst zu nehmen. Darüber hinaus sollten Wege bekannt sein, wie gehandelt werden kann, ohne öffentlich zu diskreditieren. Eins ist sicher, neben der Bedeutung für die Opfer, ist es auch für die eigene Resilienz und Gesundheit unerlässlich, integer und mit den eigenen Werten im Einklang zu handeln. 

Dazu gehört es zu verinnerlichen, dass eine besonders präventive Wirkung aus einer von Ihnen integer, also moralisch vorgelebten Handlung und Haltung hervorgeht, welche sie lehren. Also vorleben, dass Grenzen respektiert werden, dass sie für sich und Ihre Grenzen einstehen können und sich von Scham, als Unterdrückungsmechanismus nicht zurückhalten lassen! Das mag für viele eine besondere Herausforderung sein, ein Rollenmodell zu sein, kann aber ausschlaggebend für Kinder und Jugendliche sein!

Prävention kann dann beispielsweise auch wirkungsvoll sein, indem sie Täter anspricht (Link UKE zu “kein Täter werden”). Dabei können Hinweise zu Institutionen hilfreich sein, die diskrete Hilfesuche ermöglichen.

Was sind Schutzkonzepte? 

Zur Prävention gehört auch, dass Institution und Personen in dieser, darin ausgebildet sind, ihrer Intuition zu folgen. Sie müssen entsprechende Anlaufstellen und das institutionelle Vorgehen kennen und somit kompetent und handlungsfähig sein. Viele Institutionen haben dahingehend Schutzkonzepte oder entwickeln solche. 

Schutzkonzepte werden jeweils im demokratischen Teilhabeprinzip mit Beteiligten aus verschiedenen hierarchischen Ebenen und Gruppenzugehörigkeit entwickelt und fortlaufend weitergedacht. Sie berücksichtigen sowohl Risiken und Schwachstellen als auch Potenziale, Räumlichkeiten, Schulungen und Sensibilisierung zum Themenfeld. Darüber hinaus werden Abläufe inklusive Verantwortungsbereichen und Notfallmanagement, Kultur und Fehlerkultur in der Institution bedacht.  In den Schutzkonzepten ist die Aufarbeitung vorangegangener Sachlagen und Vorfälle sowie die interne Kommunikation ebenso bedeutsam, wie die Frage, ob das Thema Gewalt und sexualisierte Gewalt im Fokus steht. 

Für viele Institutionen sind Schutzkonzepte verpflichtend. Wirksam sind sie dann, wenn sie auch angewendet werden. 

Gibt es Gewalt auch an Schulen?

Ja, Gewalt und sexualisierte Gewalt gibt es auch an Schulen. Zwischen Peers und zwischen verschiedenen hierarchischen Ebenen, Gewalt kann also innerhalb des Kollegiums und unter Schülerinnen und Schülern vorkommen. Sie kann aber auch von der Schulleitung ausgehen oder zwischen Lehrkräften und ihren Schülern entstehen. Sexuelle Bildung hat immer viele Dimensionen und eine ist zumeist reflexiv, betrifft also die vermittelnde Person selbst. Lehrkräfte können sich daher damit auseinandersetzen, wie sie selbst aufgeklärt wurden, wie sie die Institution erleben und inwiefern das eine gesunde Umgebung ist – auf allen Hierarchieebenen (LINK vertiefender Text).

Buch Tipp: 

Tagkind – Nachtkind.
Das Trauma sexueller Gewalt: Überlebenswege, Heilungsgeschichte, Hilfen zur Prävention.
Marilyn Van Derbur

Melanie Büttner
Sexualität und Trauma

 

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