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Internet und Medienkompetenz in der Schule

Schadet Mediennutzung? Jein. Es kommt auf die Art der Nutzung an und dabei scheint der entscheidende Unterschied zu sein, ob das Medium angeeignet wird “um zu leben” oder die Nutzerinnen und Nutzer von der Technik konsumiert werden. 

Ein einfacher Unterschied, der sich qualitativ ausdrückt. Obwohl das Sinn macht, wird trotzdem anders mit Mediennutzung verfahren. Gerne in quantifizierter Logik, wird ohne Grundlage behauptet, die zeitliche Einschränkung würde die Wirkweise bestimmen, bzw. negative Wirkung verringern oder gar verhindern. Dann wird gerne gesagt, dass die Mediennutzung bis zu einem bestimmten Zeitumfang unbedenklich wäre. Mediennutzung zu Schulzwecken wird zusätzlich noch gerne abgezogen. 

Das ist unsinnig, denn auch wenige Minuten Mediengebrauch können negative Effekte haben. Bedarf es daher einer Technikdystopie und Massenpanik? Nein. Stattdessen braucht es ein sensibles Hinschauen und geschulte Medienkompetenz auf Erwachsenenseite, die sich dann auch in die nachkommenden Generationen übertragen kann. 

Ist Social-Media gefährlich? Wie erkenne ich ungesunde Mediennutzung? Und: Bin ich Handy-süchtig? 

Die Antwort ist “Es kommt darauf an”. Im schlechten Fall kann Mediennutzung zu sozialer Verarmung und Individualisierung beitragen. Die Anzeichen für eine unglückliche Mediennutzung sind erkennbar. Sie indiziert sich dann, wenn man Medien der face-to-face Interaktion vorzieht, face-to-face Beziehungen, Interessen oder auch Pflichten vernachlässigt oder auch, wenn man sich generell durch die Mediennutzung negativ beeinflusst fühlt. So einfach das klingen mag, so schwer ist es, negative Effekte zu bemerken und sich bewusst zu machen. Das kann daran liegen, dass sich viele Erwachsene, Familien und auch Jugendliche und Kinder an ein technisiertes Leben (z. B. mit Phubbing) gewöhnt haben und dieses normalisiert wird. 

Hier liegt auch eine der spannenden Aufgaben von Medienkompetenz: Körperwissen reaktivieren. Was tut mir gut? Wann fühle ich mich anerkannt, integer, gesehen, wertvoll, im Flow, nützlich, natürlich im Einklang mit dem Leben und zum Beispiel der Natur? 

Wer den Blick wirklich wagt, der kommt zumeist zu dem Schluss, dass all das nicht der Fall ist, während man durch Instagram scrollt. Das ist Kindern und Jugendlichen mitunter sogar noch bewusster als Erwachsenen. Diese beschreiben negative Mediennutzung als Zeitverschwendung, langweilig, anstrengend, belastend für Körper und Geist, inklusive entstehender Bauch- und Kopfschmerzen und ungesundem Körpergefühl. Ziemlich reflektiert! 

Erwachsene reagieren stattdessen nicht selten mit Verboten. In Familien ist der Medienkonsum oftmals Konflikt- und gleichzeitig Fluchtpunkt. Da hilft auch die Frage: Lebe ich ein angeeignetes Leben vor, was zum Nachahmen einlädt? Und: Wenn die Medien verboten werden, welche Alternative als Lebensmodus zeige ich eigentlich auf? Sind wir dann als Familie mit dem BMX-Rad im Wald unterwegs, am Strand, Stand-up-Paddling oder beim Essen zubereiten? Gibt es Bücher im Haushalt, die zum Lesen und Anschauen einladen und eine Struktur, die Kreativität zulässt? 

Gibt es gesunde Mediennutzung? Auf den Modus kommt es an!

Gesunde Mediennutzung ist unproblematisch. Diese wird genutzt, um das Selbst zu produzieren. Folglich, um Hobbys auszuleben, etwas Neues zu lernen und es dann im Leben anzuwenden oder um Beziehungen zu führen. 

Vegane Lachsrezepte zu suchen, um diese dann nachzukochen, ist unproblematisch. Es ist einfach eine tolle Möglichkeit, an viele Informationen, zumeist kostenlos, zu kommen. Musik zu programmieren und in der Community zur Verfügung zu stellen und so künstlerisch tätig zu sein. Sogar eine Karriere und Berufsaussicht zu etablieren, ist Aneignung und zumeist positiv. Die Vertiefung im Digitalen unterscheidet sich qualitativ nicht notwendigerweise von der Vertiefung in ein Buch. 

Um den qualitativen Unterschied festzustellen, bedarf es aber einem zugewandten Blick und Interesse. Wie unterscheide ich negative Effekte und schädliche Nutzung von positiver Aneignung? Erster Schritt mag sein, gemeinsam die Medien anzuschauen und aufrichtiges Interesse zu äußern. Es macht beispielsweise einen großen Unterschied, ob man alleine Filme schaut, Online-Spiele spielt oder virtuelle Szenarien baut oder ob Peers und Familie involviert sind und der virtuelle Teil der Identität im Leben einen Platz haben darf.

Das gilt auch im Bildungskontext: Wird Technik dazu verwendet, sie gemeinsam zu nutzen (und so die Möglichkeiten auszuschöpfen), oder ist es Vereinsamung und Verarmung, also Individualisierung und Kapitalisierung (Ressourcenschonung)? 

Virtuelle Welten sind real! Was bedeutet virtuelle Realität?

Auch virtuelle Welten sind real. Die Unterscheidung von “echt” und “unecht” ist obsolet und so schreiben sich auch virtuell viele Prozesse des Selbst fort. Wir bilden Identität auch online aus, allerdings mit den dazugehörigen Spezifika. Dazu zählen fehlende Leiblichkeit, der Körper spielt nur eine nachrangige Rolle, aber auch Asynchronität. Zudem sind Profile statisch und orchestriert, und soziale Dynamiken, wie radikale Vereinfachung und damit einhergehende Polarisierung spielen ebenfalls eine Rolle. 

In diesen spezifischen Kontexten handeln Nutzerinnen und Nutzer dann ihre soziale Position aus, sie vergleichen sich, führen Beziehungen (diese nennt man parasoziale Beziehung) und sie gestalten ihr physisches Leben, durch Verhalten und Entscheidungen (beispielsweise bei Produkten und Lebensraum). Das Digitale ist also bedeutsam!

Was ist Medienkompetenz? Oft proklamiert, aber oft falsch verstanden.

Medienkompetenz soll dabei helfen, im Internet sicher und gesund zu navigieren. Das macht Sinn. Es geht darum, Scam zu erkennen, sich vor Übergriffen und sexuellen Übergriffen wie Grooming zu schützen und darum, sich die Medien anzueignen, statt selbst zum Rohmaterial zu werden. Um Medienkompetenz vermitteln zu können, braucht man Medien selbst und man muss sich in den digitalen Sphären (halbwegs) auskennen. 

Dabei gibt es spezielle Themen, die von besonderer Relevanz sind, dazu zählen Social-Media, Online-Dating, Pornografiekonsum und KI-Nutzung. 

Fest steht, die meisten Menschen haben eine vergleichsweise unbedenkliche Mediennutzung, das bedeutet aber nicht, dass man nicht tendenziell ein digital verarmtes (Beziehungs-)Leben etabliert. Genau darin liegt auch die Chance der profunden Medienkompetenz. 

Social Media, Messenger-Dienste, Online-Dating und Chatbots. Medien und KI in der Schule.

Über Social-Media, Messenger Dienste und Dating-Apps können Kontakte quasi jederzeit initiiert und Beziehungen gepflegt werden. Wie oben gezeigt, gilt dabei, wenn es genutzt wird, um sich Leben anzueignen, um Beziehung zu initiieren oder um Beziehung zu pflegen, sind diese Medien vor allem ein virtueller Raum von Möglichkeiten. 

Für viele hat die Nutzung aber eine eigene Funktion. Oft unbemerkt, bekommen diese Dienste eine eigene Funktion und die Beziehungen online eine eigene Bedeutung – sie sind parasozial, aber integriert in das Selbst. 

Das bedeutet, dass das Online-Dating-Profil vielleicht gar nicht (mehr) dazu dient, Dates zu initiieren, sondern eher dazu, sich Feedback einzuholen, in längeren Sessions rhythmisch zu swipen und sich zu unterhalten. Man kann auch Beziehungen über die Dating-Apps und Messengerkanäle online führen, beispielsweise beim Sexting, oder auch, um neue Formen der Brieffreundschaft zu betreiben. “Ja und?”, könnte man fragen. Diese Formen von Beziehung sind insofern bedeutungsvoll, als sie spezifisch sind. Die Kommunikation ist beispielsweise asynchron und vernachlässigt den Körper und die Leiblichkeit. Kommunikation und Selbstdarstellung sind orchestriert und die Distanz birgt Raum für Projektionen, die zunächst angenehm sein, aber auch zu Missverständnissen und Fehleinschätzungen führen können. Kurzum, man kann lange eine virtuelle Beziehung führen, bei der jedoch schon die erste face-to-face Begegnung sofort deutlich macht, dass es mit einer Beziehung in der Realität nicht passt. 

Digitale Welten und Ethik

Forschung misst hier und da positive Effekte parasozialer Beziehungen, beispielsweise die Eindämmung von Einsamkeit. Fraglich dabei ist, gegen welchen sozialen Kontext gemessen wird. Sicherlich dämmt die parasoziale Beziehung Einsamkeit im Vergleich zu völliger Vereinsamung ein, aber ob dies haltbar wäre, im Vergleich zu einer zugewandten Gemeinschaft der Gegenseitigkeit, bleibt fraglich. Und so ist es auch fraglich, wie ethisch vertretbar derlei Studienergebnisse sind, die oft fragmentierte Messungen vornehmen (einmal Messungen ohne Vergleichsrahmen). 

Insgesamt gilt es, ethische Perspektiven für den Umgang mit Digitalität und deren Bedeutung für das soziale Selbst neu zu denken.

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